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Rat und Verwaltung: Fast gesamter Bäderausschuss will Gäste-Parlament auflösen

Beigetragen von S.Erdmann am 16. Jun 2022 - 16:51 Uhr

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Wenn am 21. Juni der Rat auf seiner nächsten Sitzung genauso abstimmen wird wie der Bäderausschuss in der vergangenen Woche, dann wird das Gäste-Parlament bald Geschichte sein. Mit nur einer Enthaltung von Werksausschussmitglied Frauke Eilers wurde beschlossen, das Projekt einzustellen. Alternativ sollen dann Onlinebefragungen zur Gästezufriedenheit, sogenannte Webinare, durchgeführt werden. Mit ein Einstellung der Gästeparlaments-veranstaltungen entfallen jährliche Kosten in Höhe von drei- bis viertausend Euro.

Wie Marketingleiter Thomas Vodde dazu ausführte, war man allgemein mit den Parlament unzufrieden. Es war ohnehin ohne Beschlusswirkung konzipiert, allerdings waren einige Teilnehmer der Meinung, die könnten Entscheidungen treffen. Die Insulaner hingegen fühlten sich durch das Gäste-Parlament eingeschränkt und zum Teil bevormundet. Darüber hinaus seien die Ergebnisse zur Verbesserung der Gästezufriedenheit durch das Gäste-Parlament nur selten zukunftsweisend und weiterführend gewesen.

Gerhard Jacobs (CDU) meinte, das Projekt wäre euphorisch und mit goßem Medienrummel gestartet worden, auf die letzten Berichte im TV hätte man indes verzichten können. Ob ein Webinar, eine Videokonferenz mit 100 Teilnehmern vernünftig ablaufen kann, darüber hegte das Ausschussmitglied aber auch Zweifel.

„Wann hat denn mal der Vermietebeirat getagt? Es können doch nicht immer nur Gäste befragt werden und nie die Insulaner,“ schimpfte Björn Westermann (Pro Juist). Seiner Meinung nach wäre in der Richtung zwei Jahr nichts passiert. Sabrina Rotter von der Kurverwaltung meinte, der Vermieterbeirat solle sich bald wieder treffen. Sie sprach von Terminproblemen und einem nicht zu schaffendem Arbeitspensum, deshalb sei eine solche Zusammenkunft noch nicht erfolgt.

Dr. Tjark Georges, der verantwortliche Bürgermeister, hatte hingegen schnell einen Schuldigen gefunden: „Herr Haller (Anmerkung der Redaktion: Timo Haller war rund 1,5 Jahre Leiter vom Zimmernachweis/Zimmervermietung und Servicestationen und war dann mit wehenden Fahnen wieder weg) sollte eine solche Versammlung machen, das hat er nicht getan. Und dann kam Corona.“

(JNN wird zum Thema „Gäste-Parlament“ noch einen Kommentar als gesonderten Beitrag veröffentlichen)

Einige interessante Zahlen gab Vodde bei seinem Vortrag über die Ergebnisse des vergleichenden Gästemonitor 2021 bekannt: So kamen 71 Prozent der Gäste aus den beiden Bundesländern NRW und Niedersachsen, das Ausland spiele immer noch kaum eine Rolle, zunehmend und weiter ausbaufähig sind indes Hessen, Baden-Württemberg und Bayern.

Der Juister Gast ist meistens schon älter, immerhin 59 Prozent waren zwischen 51 und 70 Jahren, 23 Prozent älter als 70 Jahre. Mit 42 Prozent machen Rentner den größten Teil der Gästeschaft aus, und da es sich um eine Onlinebefragung handelt, an der viele Senioren gar nicht teilnehmen, könnte der Anteil noch höher liegen.

Der Hauptanteil der Gäste sind nicht mehr die Familien mit Kindern (41 Prozent), sondern mit 49 Prozent der Urlaub zu zweit. Mit elf Prozent wachse der Kreis der Singles stetig, hierfür müsste man mehr Angebote schaffen, so Vodde. Nur rund 10 Prozent der Gäste würden mit Hund anreisen, auch wenn vielfach der Eindruck entstünde, es wären mehr.

Und der Juist-Gast hat Geld: 21 Prozent gaben an, 5.000 Euro und mehr zu verdienen. Auch bei weiteren 33 Prozent der Gäste, die keine Angaben machen wollten, dürfte es sich um Besserverdienende handeln, vermutet die Kurverwaltung.

88 Prozent aller Juist-Gäste buchen immer noch direkt über den Vermieter, die Anreise teilt sich in 87 Prozent Fähre und 13 Prozent Flugzeug, hier gäbe es wegen der Minifähren entsprechende Veränderungen. Unter den Beschwerden, was den befragen Gästen nicht gefiel, wurde vor allem die relativ teure Gastronomie genannt.

Bürgermeister Dr. Tjark Goerges fragte sich, ob angesichts von 130.000 Gästen die Umfrage mit 980 Gäste repräsentativ war, aber 2021 war Corona und man wolle zukünftig wieder mehr Urlauber befragen.

Auf die Zahlen hinsichtlich Digitalem Gästeservice und Zufriedenheit der Leistungsträge wollen wir hier nicht eingehen, da dort nur 108 bzw. 58 Teilnehmer ausgewertet wurden und die Zahlen auch von den meisten Ausschussmitgliedern als wenig repräsentativ angesehen wurden. Ausschussvorsitzender Björn Westermann war mehrfach deshalb auch geneigt, diese Punkte abzubrechen. Ein Antrag der CDU-Fraktion zum Thema Zimmervermittlung und -nachweis soll von der Verwaltung geprüft werden und ein Beschlußvorschlag vorgelegt werden.

Ärger gab es natürlich auch wieder wegen der Straßensonderrechte auf Juist. Gerd Jacobs hatte festgestellt, dass auf der Mittelstraße beim Nachbargrundstück des Feuerwehrhauses immer noch Baustoffe auf dem Fußweg gelagert würde, obwohl es eigentlich keine Bautätigkeit mehr seit dem 1. Mai gäbe und fragte, ob es hier Ausnahmeregelungen gebe. Das wäre nicht der Fall, so der Verwaltungschef, man ginge auch diesen Vorfällen nach, aber wenn mal Wagen mit Baumateral an der Straße stehen oder wenn leise gearbeitet würde, wäre das schwer zu beanstanden. Jacobs wies erneut darauf hin, dass es nicht um Wagen ging, sondern Baumaterial mitten auf dem Fußweg.

Ratsherr Meint Habbinga (Pro Juist), eigentlich nur als Zuhörer da, schlug in dieselbe Kerbe und warf ein, dass man den Presslufthammer auf dieser Baustelle im halben Ostdorf hören könne, daher müsse man das auch im Alten Warmbad (Sitz des Ordnungsamtes) hören. Dem Ausschussvorsitzenden Westermann platzte schließlich der Kragen: „Laut Lärmschutzsatzung ist die Anfuhr von Baumaterial seit dem 1. Mai verboten. Warum wird das nicht umgesetzt?“ Im Umkehrschluss könnten alleine aus diesem Grund keine Baustoffe mehr auf dem Fußweg rumstehen. Er bemängelte auch die Baucontainer, die an der Nordseite vom Strandhotel Kurhaus den ganzen Sommer stehen bleiben müssen, weil sie nun nicht mehr abgefahren werden können.

Unser Archivfoto zeigt das Juister Gästeparlament von 2018, wovon aber dann schon während der Amtsperiode einige Personen ausgetreten sind.
JNN-ARCHIVFOTO: KURVERWALTUNG JUIST

 
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